Einsatzfelder und Auswirkungen der mobilen Arbeit

Die Digitalisierung hat die Welt der Arbeit verändert. Mit der Covid-19-Pandemie hat dieser Wandel noch einmal einen enormen Schub erhalten. Doch was bedeutet dieser schnelle Wandel für die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer? Dieser Frage ist Jacqueline Cohrs mit Unterstützung der IHK Südlicher Oberrhein in ihrer Bachelorarbeit nachgegangen, die als barrierefreier Download zur Verfügung steht.
IHK24 Xing Hintergrundbild 2022 (5)
Eigentlich sollte es nur eine Abhandlung über die Bedeutung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, kurz BGM, im Zusammenhang mit der Digitalisierung werden. Doch das Virus veränderte auch die Abschlussarbeit von Jacqueline Cohrs. Die 23-Jährige studiert Angewandte Gesundheitswissenschaften an der Hochschule Furtwangen. Cohrs wählte Prof. Dr. Kirsten Steinhausen als Betreuerin für ihre Bachelorarbeit aus. „Wenn es um das Thema BGM geht, arbeite ich gern mit Unternehmen zusammen“, erzählt Steinhausen.
Über den Kontakt zwischen der Dozentin und IHK-Referent Emmanuel Beule entstand die Idee, sich nicht nur auf eine Firma zu konzentrieren, sondern über eine Umfrage unter den Mitgliedern der IHK Südlicher Oberrhein sowie Interviews in verschiedenen Unternehmen gleich eine Vielzahl von Betrieben zu beteiligen. „Corona hat meine Untersuchung noch spannender gemacht“, berichtet Cohrs. Allerdings erschwerten die Regelungen der Pandemie ihre Recherchen. „Das war mitten in der ersten Welle, alle waren damit beschäftigt, ihre Arbeit unter den Einschränkungen schnellstmöglich neu zu organisieren.“
Diese neue Organisation bedeutete an vielen Arbeitsplätzen einen sehr raschen Wechsel ins Homeoffice. „In dieser Heftigkeit ist dieser Bruch überhaupt nicht gut für die Gesundheit“, weiß Medizinerin und Gesundheitsökonomin Steinhausen. Wie jeder und jede einzelne es letztendlich für sich persönlich empfinde, sei jedoch eine Typfrage. Dies bestätigen auch die Antworten der von Cohrs Interviewten. „Es ist wirklich sehr unterschiedlich, selbst in der Altersklasse der 20- bis 30-Jährigen. Einigen gefällt die Flexibilität des mobilen Arbeitens. Sie loben eine bessere Work-Live-Balance. Anderen fällt es schwer, im Homeoffice die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Sie tendieren dazu, mehr zu arbeiten.“
Führung in Zeiten der Digitalisierung
Gerade für die Gruppe der Überengagierten sieht Steinhausen die dringende Notwendigkeit, Betriebliches Gesundheitsmanagement beim mobilen Arbeiten stets mitzudenken. „Der Arbeitgeber muss die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleiten. Sie geraten sonst ganz schnell ins Burn-out.“ Wichtig sei hier die Einstellung der Vorgesetzten. „Die Leitung hat eine Vorbildfunktion.“ Leider gebe es jedoch bei vielen Führungskräften noch immer das Bild vom Nichtstuer im Homeoffice.
„Die Digitalisierung hat auch die Führung von Mitarbeitenden verändert“, weiß Emmanuel Beule, Referent Digitale Geschäftsprozesse bei der IHK Südlicher Oberrhein. „Plötzlich gilt es, auf Distanz zu führen und das richtige Maß zu finden, um auf jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin individuell einzugehen.“ Für Beule ist dieses maßgeschneiderte Führen ein Muss: „Wir sind in einem Umbruch. Die neue Generation der Mitarbeitenden erwartet das. Und in Zeiten des Fachkräftemangels haben sie die Wahl, für welchen Arbeitgeber mit welchem Führungsstil sie sich entscheiden.“ 
Jacqueline Cohrs gibt dem IHK-Experten recht: „Eine gesunde Führung ist ein ganz wichtiger Aspekt des BGM.“ Dass die Digitalisierung die Mitarbeiterführung schwieriger gemacht hat, sieht sie nicht. „Anders vielleicht. Es geht immer um Vertrauen. Das war und ist ganz wichtig.“ Schließlich gebe es Studien darüber, welchen Einfluss die Führungskraft auf die Mitarbeitergesundheit hat und dass eine hohe Wertschätzung zu einer sehr guten Leistung der Mitarbeitenden beitragen würde.
Emmanuel Beule beschäftigte sich bereits lange vor Corona mit der veränderten Arbeitswelt. „Die Transformation hat nicht erst mit diesem Virus begonnen. Einflüsse waren die Digitalisierung, der Fachkräftemangel, eine Generation, die sich im Aufbruch in den Ruhestand befindet, sowie eine technisch-vernetzte, globalisierte Welt.“ Die Auswirkungen der Digitalisierung bezeichnet der Experte als „neue, disruptive Marktzugänge, die bereits Druck auf nahezu alle Branchen ausüben“. Für ihn steht fest: „Wer 2025 noch am Markt sein will, muss heute handeln.“
(Stand 23.11.2020, Autorin: Natalie Butz)